Apgar-Test: Erster Checkup für Neugeborene (2024)

Der APGAR Test ist ein Punktesystem, mit dem Ärzte und Hebammen den gesundheitlichen Zustand eines Neugeborenen, unmittelbar nach der Geburt untersuchen. Der kleine Organismus muss nun außerhalb von Mamas Bauch selbstständig funktionieren. Wie gut das bereits klappt, untersucht der APGAR-Test anhand zentraler Vitalitätsparameter. Wie der Test durchgeführt wird erfahren Sie in unserem Beitrag.

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1 APGAR-Test – was ist das genau und warum ist er so wichtig?

2 Wie wird der Apgar Test durchgeführt?

3 APGAR Punkte Schema – was sagt mir der Score meines Babys?

4 Warum erreichen nur die wenigsten Neugeborenen die volle APGAR-Punktzahl?

5 Welche Verlässlichkeit hat der APGAR Test

6 Fazit – der APGAR-Test bietet Vor- und Nachteile

Der APGAR-Test ist der erste Gesundheitscheck eines neugeborenen Babys, gleich nachdem es das Licht der Welt erblickt hat. Anhand dieses Punktesystems überprüft der Kinderarzt, die Hebamme oder ein Geburtshelfer die Vitalität der Körperfunktionen des neugeborenen Kindes. In der fünften sowie in der zehnten Minute nach der Geburt wird der Test noch einmal untersucht, um vollkommen sicher zu gehen, dass das Baby wohlauf und gesund ist.

Der APGAR Test ist ein Teil der ersten Vorsorgeuntersuchung und wird auch im Mutterpass eingetragen. Die Untersuchung ist komplett schmerzfrei und im Handumdrehen durchgeführt.

APGAR-Test – was ist das genau und warum ist er so wichtig?

Der APGAR-Test wird noch vor der U1-Untersuchung, also vor der ersten Vorsorgeuntersuchung durchgeführt. Die sich hier ergebenden Werte (Apgar-Score) werden anschließend auch in den Mutterpass eingetragen.

Der APGAR-Punktewerte ermöglichen dem Arzt oder der Hebamme eine sichere Einschätzung über die Lebensfunktionen des Neugeborenen zu treffen. Die Vitalfunktionen werden in einem zeitlichen Abstand von einer, fünf sowie zehn Minuten überprüft. Auf diese Weise lässt sich schnell erkennen, ob sich das neugeborene Baby außerhalb des Mutterleibes anpassen und gesund ins Leben starten kann. Der APGAR Test ermöglicht es also, auf einen Blick zu erkennen, ob es dem neugeborenen Kind gut geht oder ob unter Umständen unterstützende medizinische Maßnahmen nötig sind.

Frühgeborene Säuglinge werden nicht nach diesen Kriterien untersucht, denn sie weisen zum Zeitpunkt der Geburt eine andere Reife auf als Säuglinge, die regulär zur Welt kommen.

Wie wird der Apgar Test durchgeführt?

Der Apgar-Score als Testverfahren zur Beurteilung des klinischen Zustands eines neugeborenen Babys wurde Anfang 1952 von der US-amerikanischen Ärztin Dr. Virginia Apgar entwickelt. Der Name des Testverfahrens ist eine sehr praktische Merkhilfe für die fünf wichtigsten Körperfunktionen, die beim Baby getestet werden:

A: Atmung

Wie sehr muss sich das Baby für das Atmen anstrengen und wie regelmäßig ist die Atmung?

0 Pkt.: keine Atmung vorhanden

1 Pkt.: unregelmäßige oder langsame Atmung

2 Pkt.: regelmäßige Atmung und kräftiges Schreien

P: Puls

Wie ist der kindliche Herzschlag?

0 Pkt.: unregelmäßiger und langsamer Puls

1 Pkt.: das Herz schlägt weniger als 100-mal pro Minute

2 Pkt.: mehr als 100 Herzschläge pro Minute

G – Grundtonus

Wie kräftig ist die Muskelspannung beim Kind? Wie sehen die Muskelbewegungen aus?

0 Pkt.: die Muskelspannung ist schlaff, keine muskulären Bewegungen

1 Pkt.: träge beziehungsweise nur einen sehr leichten Muskeltonus

2 Pkt.: aktive und kräftige Bewegungen

A – Aussehen

Wie sieht die Hautfarbe des Babys aus?

0 Pkt.: blass bis zyanotisch (bläulich)

1 Pkt.: rosiger Körper, aber bläuliche Extremitäten

2 Pkt.: schöne, gleichmäßig rosige Hautfarbe am ganzen Körper

R – Reflexe

Wie gut lassen sich die Grundreflexe auslösen? Gibt es Reizreaktionen, zum Beispiel beim Absaugen?

0 Pkt.: keine Reflexe vorhanden

1 Pkt.: geringe Reaktionen, zum Beispiel Grimassen

2 Pkt.: gute Reflexe: Das Baby schreit, hustet, niest

Diese fünf Beurteilungskriterien werden nun mit bestimmten Punkten bewertet. Für jeden Aspekt kann zwischen null und zwei Punkten vergeben werden:

Insgesamt kann das Kind also höchstens 10 Punkte erreichen. Je höher die Punktzahl ist, desto besser ist die Anpassungsfähigkeit des Säuglings an die neuen Lebensumstände.

Erreicht der Säugling weniger als sieben Punkte, dann ist eine intensivere Überwachung erforderlich. Bei Werten, die sogar unter der 5-Punkt-Marke liegen, muss das Baby intensivmedizinisch betreut werden. Unter Umständen braucht es in einem solchen Fall lebensunterstützende Hilfemaßnahmen.

APGAR Punkte Schema – was sagt mir der Score meines Babys?

  • 9-10 Punkte

Der Zustand des Babys gilt als „optimal und frisch“. Das Kind ist also in einem ausgezeichneten gesundheitlichen Verfassung.

In dieser Kategorie wird das Neugeborene abgetrocknet. Bei Bedarf wird die Nase, die Mundhöhle oder der Magen noch sanft abgesaugt.

Anschließend wird das Baby gemessen und gewogen.

  • 7-8 Punkte

Hier ist der Säugling „normal lebensfrisch“. Das Kind ist einer guten gesundheitlichen Verfassung.

Zum Zeitpunkt der Geburt hat das Baby sechs Fontanellen:

  • Zwei dieser offenen Verbindungen befinden sich an den Vorderseiten des Schädels.
  • Weitere zwei dieser Knochenlücken sitzen an den hinteren Seiten.
  • Kleine Fontanelle: Sie befindet sich am Hinterkopf des Säuglings und hat eine eher dreieckige Form. Diese Schädelspalte ist nicht größer als ungefähr eine Fingerspitze.
  • Die Hauptfontanelle sitzt zentral auf dem Schädel, nämlich mittig zwischen dem Stirnbein und dem Scheitelbein. Sie hat eine Rautenform und eine Größe von ungefähr zwei x zwei Zentimeter
  • 5-6 Punkte

Bei dieser Punktanzahl ist das Kind sozusagen im „leichten Depressionszustand“: Konkret bedeutet das, dass eine intensivere medizinische Überwachung nötig ist.

  • 3-4 Punkte

Bei nur drei bis vier erreichten Punkten befindet sich das Baby im sogenannten „mittleren Depressionszustand“: Hier braucht es eine intensivere Betreuung, zum Beispiel in Form von Sauerstoffzugabe oder ein Wärmebettchen. Durch die zusätzliche Beatmung soll das Baby innerhalb weniger Minuten eine rosige Hautfarbe bekommen und selbstständig leichter atmen können.

  • 0-2 Punkte

Dieser Gesundheitszustand ist medizinisch gesehen kritisch: Im „schweren Depressionszustand“ braucht das Baby lebensunterstützende Hilfemaßnahmen. Zu diesen Maßnahmen gehört zum Beispiel eine Beatmung des Neugeborenen oder eine Herzmassage.

Wichtig

Dieser erste Check kann keine weitere Vorsorgeuntersuchung ersetzen! Es geht nur um einen ersten Eindruck vom gesundheitlichen Zustand des Kindes. Erreicht das Baby im APGAR Test mal nicht mehr als 7 Punkte sprechen viele Mediziner von einer sogenannten „Anpassungsstörung“. Meistens reichen in einem solchen Fall „leichte Maßnahmen“ aus, wie zusätzlicher Sauerstoff oder eine sanfte Massage. Damit kann dem Neugeborenen der Lebensstart schon wesentlich erleichtert werden.

Warum erreichen nur die wenigsten Neugeborenen die volle APGAR-Punktzahl?

Sogar bei einem vollkommen gesunden Säugling lautet der Standard APGAR-Score: 9-10-10. In den meisten Fällen wird nämlich beim ersten Testdurchgang – also eine Minute nach der Geburt – ein Punkt für die bläuliche Hautfarbe abgezogen. Viele Eltern bekommen Angst, wenn sie sehen, dass das Kind bläulich aussieht, doch keine Sorge: Das ist zunächst einmal ganz normal. Sobald das Baby seine ersten eigenen Atemzüge gemacht hat, entfalten sich auch die Lungenbläschen.

Mit dem ersten Atemzug beginnt der Körper des Babys die Sauerstoffversorgung selbst zu übernehmen. Im Bauch der Mama funktionierte das noch über die Nabelschnur. Die inneren Körperorgane und insbesondere das Gehirn sind auf eine optimale Sauerstoffversorgung angewiesen, damit es nicht zu einem Schaden kommt. Aus diesem Grund weiten sich auch die dahin führenden Arterien: So gelangt das sauerstoffangereicherte Blut exakt dorthin, wo es am dringendsten benötigt wird.

Im Gegensatz zu den Organen und zum Gehirn erleiden Körperareale wie Beinchen oder Ärmchen keinerlei Schaden, wenn sie noch ein wenig auf das mit Sauerstoff angereicherte Blut warten müssen. Aus diesem Grund sind die Extremitäten in den ersten Lebensminuten im Allgemeinen noch leicht bläulich gefärbt. Dafür wird im APGAR Test ein Punkt abgezogen.

Nach ungefähr fünf Minuten – also beim zweiten APGAR Test – sollte die Hautfarbe des Babys schon rosiger sein und zwar am ganzen Körper. Das zeigt dann ganz klar, dass das kindliche Kontrollzentrum einwandfrei funktioniert.

Nur die allerwenigsten Säuglinge bilden eine Ausnahme von dieser Regel und schreien direkt nach Geburt aus Leibeskräften. Sie pumpen so eine hohe Sauerstoffmenge durch den kleinen Körper, dass sie deshalb ganz rot anlaufen. Nur solche kleinen „Schreihälse“ erhalten die Traumpunktzahl „10-10-10“.

Es gibt auch noch weitere Ausnahmen wie etwa frühgeborene Babys: Auch sie zeigen schlechtere APGAR-Werte. Wie gut die Atmung, der Puls, die Reflexe und die muskuläre Spannung letztlich funktionieren, hängt von der SSW ab, in der die Babys auf die Welt kommen.

Welche Verlässlichkeit hat der APGAR Test

Das Testresultat wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst.

  • So ist der Test in erster Linie für Babys entwickelt worden, die termingerecht das Licht der Welt erblicken.
  • Auch gesunde frühgeborene Baby haben im Allgemeinen eine verminderte Punktanzahl. Hier ist es relevant, in welchem Schwangerschaftsmonat die Kinder auf die Welt kommen.
  • Wurden bei der Geburt Schmerzmittel verabreicht, können die Testwerte ebenfalls ein wenig niedriger ausfallen.

Fazit – der APGAR-Test bietet Vor- und Nachteile

Das APGAR-Punkteschema kann nur eingeschränkt angewendet werden, so zum Beispiel bei frühgeborenen Säuglingen. Des Weiteren liefert der Test keine feste Vorhersage über die spätere Entwicklung des Babys. Der Apgar-Score wird lediglich zur Überprüfung der kindlichen Vitalität nach der Entbindung angewendet

Die Vorteile des APGAR Tests

  • Mit diesem ersten Check-up lässt sich der Gesundheitszustand eines neugeborenen Babys schnell und gut ermitteln. Im Fall des Falles können gezielte unterstützende Maßnahmen eingeleitet werden.
  • Das Testschema ist einheitlich und erfordert ein klares Vorgehen. Die Werte sind somit auch immer gleich. Es spielt also keine Rolle, ob ein Arzt den Test durchführt oder eine erfahrene Hebamme.

Als Nachteile lassen sich folgende Punkte anbringen:

  • Bei frühgeborenen Kindern lässt sich der APGAR Test gar nicht erst durchführen.
  • Der Test ersetzt keine medizinischen Folgeuntersuchungen, ganz egal wie gut der Score auch ist.
  • Viele Erkrankungen kann dieses Testverfahren gar nicht erkennen oder gar ausschließen.

FAQ – häufige Fragen

Wie häufig wird der APGAR Test bei Neugeborenen durchgeführt?

Der Apgar-Wert wird drei Mal ermittelt, nämlich nach einer, nach fünf sowie zehn Minuten nach der Entbindung. Diese Durchführungshäufigkeit ist damit verbunden, dass sich die Werte nach einigen Minuten verbessern können. Viele Kinder, die vielleicht noch nach der ersten Minute einen schlechteren Wert hatten, verbessern und regenerieren sich nach 10 Minuten.

Was passiert bei einem zu niedrigen APGAR-Wert?

Grundsätzlich kann auch ein vollkommen gesundes Baby niedrigere Punktzahlen erzielen. Auch gewisse Umstände können zu einem niedrigen Score führen, so etwa eine Risikoschwangerschaft, eine Frühgeburt, eine Kaiserschnitt-Entbindung oder bestimmte Geburtskomplikationen. Eine Geburt ist für ein kleines Baby immer eine sehr große körperliche Anstrengung. Daher kann es einige Minuten dauern, bis es sich an die neuen Umstände angepasst und ein wenig aufgewärmt hat. Falls auch nach dem zweiten oder dritten APGAR-Test noch sehr niedrige Werte erreicht werden, kann der Arzt oder die Hebamme weitere medizinische Maßnahmen einleiten. So können beispielsweise bei Atembeschwerden die Atemwege freigesaugt werden. Auch eine zusätzliche Sauerstoffgabe kann das kleine Menschlein bei den ersten eigenen Atemzügen unterstützen: In den meisten Fällen reicht hierfür eine Sauerstoffmaske, in seltenen Fällen kann es auch sein, dass ein kleiner Schlauch in die Luftröhre eingeführt werden muss, um den Säugling zu unterstützen.

Virgina Apgar – wer war das eigentlich?

Dem Ursprung nach stammt das APGAR-Testverfahren aus den Vereinigten Staaten. Entwickelt hat ihn die Anästhesistin Dr. Virginia Apgar: Ihr Nachname bildet die Anfangsbuchstaben der zu prüfenden Aspekte. Sie etablierte dieses Schnelltestverfahren schon im Jahr 1952 und rettete somit vielen neugeborenen Babys das Leben.

Apgar-Test: Erster Checkup für Neugeborene (2024)

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